Wormser Zeitung 06.10.10
„Fotos nicht im Baugebiet gemacht“
Von Susanne Müller
AM SEE Investor weist Kritik am Weinsheimer Projekt wegen seltener Tierarten zurück
Das Baugebiet „WEI 7 Am See“, für das eigentlich alle Zeichen auf Grün für eine Bebauung stehen, ist weiter in der Diskussion. Einige Anwohner der „alten“ Siedlung „Am See“ und „Viehweg“ sowie die Wormser Grünen wollen nicht, dass dort gebaut wird, haben nun Rechtsanwälte eingeschaltet, die den Bebauungsplan in Teilen gar als nicht rechtskonform ansehen. Und: Diese „Koalition“ führt Gutachten ins Feld, die auf dem Areal seltene Tierarten nachweisen.
Der Geschäftsführer der „Profecto GmbH“, der Investorengesellschaft, die das Gebiet erschließen will, Dr. Michael Zahn, kann das nicht verstehen: „Die Bebauungsgegner arbeiten mit Gutachten und Fotos - etwa von Mauereidechsen - die sicher nicht im Baugebiet gemacht wurden.“ Das gesamte Areal sei auch von der „Profecto“ gutachterlich untersucht worden, man sei Anfechtungen nachgegangen und „wir haben landespflegerische Maßnahmen eingearbeitet, die das Gebiet für die Natur sogar aufwerten“. Und die oft zitierte Straße nehme gerade mal zehn Prozent des Wäldchens ein. Der Lärm der Bahn bestehe schon immer, „jetzt so zu tun, als ob dieser unerträglich wäre, ist kaum nachvollziehbar“. „Und wenn alle Gesichtspunkte geprüft sind und wenn es keine unüberwindlichen Hürden gibt, dann gehen wir davon aus, dass wir weiter vorankommen“, so Zahn.
Der Geschäftsführer rief noch einmal die Historie des Projekts in Erinnerung: Im Jahr 1965 sei die Initiative zur Errichtung der Altsiedlung unter federführenden Mitwirkung des Rechtsanwalts E.W. Zahn, damals Kreisvorsitzender und Fraktionsvorsitzender der FDP im Stadtrat, gestartet worden. Mit dem Architekten der Stadt habe er, so sei nach der Fertigstellung erklärt worden, Worms ein bleibendes Denkmal gesetzt, das internationale Beachtung gefunden hatte und auch von der rheinland-pfälzischen Architektenkammer prämiiert wurde. „Das Gebiet lag übrigens damals genauso nah an der Bahn wie heute und bisher hat sich keiner der Anwohner bei den Eigentümern der Wege und des Sees über Lärmbelästigungen beschwert“, so Zahn
1989 folgte der Antrag des Ortsbeirats Weinsheim auf Erweiterung des Gebiets. 1993 wurde das Projekt im Bauausschuss in den Prioritätenkatalog für die Austellung von Bebauungsplänen aufgenommen. 1994 folgte im Stadtrat der Antrag des damaligen FWG-Fraktionsvorsitzenden Ronald Beck mit Unterstützung der FDP, einen Aufstellungsbeschluss zu WEI 7 zu fassen. Dies wurde abgelehnt, erst solle das Baugebiet „Burgweg“ entwickelt werden. 1999 plädierte der damalige OB Fischer für die Ausweisung von attraktiven Bauflächen, um hochqualifizierten Fachkräften entsprechende Angebote zu machen. 2 000 gab es dann den erneuten Antrag des Ortsbeirats zur Erweiterung der Siedlung „Am See“ um die Gewerbebrache zu beseitigen und eine Wohnbebauung zu ermöglichen. Nach dem Aufstellungsbeschluss 2005 folgte bis 2010 das Aufstellungsverfahren mit gutachterlichen Untersuchungen und Beteiligung der Träger öffentlicher Belange, „wobei die ursprünglichen Planungsvorstellungen der Investorengesellschaft durch die Verwaltung und den Bauausschuss deutlich reduziert und Maßnahmen zum Natur- und Artenschutz festgelegt wurden“. 2010 folgte der Beschluss zur Offenlage des Bebauungsplan-Entwurfs.
(Quelle: Wormser Zeitung 06.10.10)