Nibelungenkurier 25.06.2011

Gespannte Ruhe am Weinsheimer See

Anwohner über Schreiben der SGD Süd empört / Grüne wollen Ministerin nach Worms holen
 

 

Das Gebiet, auf dem 30 Einfamilienhäuser der gehoben Qualität entstehen soll, teilt sich in drei unterschiedliche Flächen: das Wäldchen, die Ziegelei und eine Ackerfläche. Besonders um das Wäldchen wird gestritten. Grafik: privat

Von Gernot Kirch Eine mögliche Bebauung am Weinsheimer See sorgt schon seit Jahren für heftigen Streit. Noch in diesem Jahr wird die Problematik wohl erneut die städtischen Ausschüsse sowie den Stadtrat beschäftigen. Ein Schreiben der Struktur - und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd an die  Eigentümergemeinschaft am See sorgte bei diesen nun für Empörung.



Um was geht es bei dem Streit eigentlich? Während die Mehrheit der Anwohner am See eine weitere Bebauung aus ökologischen Gründen ablehnt, möchte ein Investor das Areal erschließen. Er plant auf der 4,5 Hektar großen Fläche den Bau von 30 Einfamilienhäusern der gehobenen Wohnqualität. 



Das Gebiet, das bebaut werden soll, ist dreigeteilt. Ein Drittel ist eine Ackerfläche, auf einem weiteren Drittel steht eine alte Ziegelei und auf einem Drittel befindet sich ein Wäldchen. Besonders das Wäldchen sei schützenswert, so Bodo Ernst, einer der Sprecher der Eigentümergemeinschaft (Anwohner) am See. Als Gründe nannte er die dort lebenden 40 selten Vogelarten sowie weitere vom Aussterben bedrohte Tiere, wie etwa Eidechsen oder Amphibien. 



Der Stadtrat hat im Juni 2010 mit den Stimmen von SPD und mehrheitlich der CDU einer Bebauung zugestimmt. Daraufhin hat die Eigentümergemeinschaft mehrere Eingaben an die Stadtverwaltung gerichtet, um den Bau zu verhindern bzw. nur auf einem Drittel der Fläche (alte Ziegelei) zu zulassen. Nach Aussage von OB Kissel werden diese Eingaben zurzeit vollkommen ergebnisneutral geprüft. Im Herbst würden die Resultate der Prüfung dann im Bauauschuss erörtert werden. Anschließend käme die Problematik erneut in den Stadtrat. OB Kissel sieht der weiteren Entwicklung daher wertfrei entgegen, da man sich an alle rechtlichen Vorgaben und Bestimmungen halte.



Die Eigentümergemeinschaft hatte sich zusätzlich zu den Eingaben an die Stadtverwaltung auch mit einem Schreiben an die der Stadt Worms übergeordnete Dienststelle, die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd gewandt. Über das Antwortschreiben der SGD ist die Eigentümergemeinschaft nun empört. In dem Schreiben der SGD - das dem NK vorliegt - erklärt diese, dass derzeit kein Anlass bestehe, fachaufsichtlich gegenüber der Stadt Worms tätig zu werden. Begründet wird dies unter anderem damit, dass das der SGD vorliegende Gutachten inhaltlich den aktuellen artenschutzrechtlichen Anforderungen entspricht.
Bodo Ernst von der Eigentümergemeinschaft hält die Prüfung der SGD für sehr einseitig und wirft der SGD vor, sich bei ihren Recherchen nur auf Unterlagen der Stadt gestützt zu haben, anstatt auch andere Biologen zur Thematik bedrohte Fauna und Flora zu befragen. 
Zum weiteren Vorgehen sagte Bodo Ernst, dass man nun abwarte, wie die Ergebnisse der Verwaltung und des Stadtrates ausfallen würden. Sollte es bei den Plänen zur Bebauung des gesamten Areals bleiben, werde man sofort vor Gericht gehen und eine Normenkontrollklage anstrengen, um das Projekt zu verhindern. Auch habe man sich hinsichtlich der Proteste noch zurückhalten, doch es gehe darum einen Naturraum mit bedrohten Tierarten zu schützen. Und hier werde man nicht nachgeben. Bodo Ernst hob dabei nochmals hervor, dass es hauptsächlich um das bedrohte Wäldchen ginge. Mit einer Bebauung der Ziegelei sei man einverstanden, doch das Wäldchen und die Ackerfläche sollten als ökologisches Refugium erhalten bleiben. Daher dürfe auch keine Straße durch das Wäldchen gebaut werden.



Kurt Lauer von den Grünen stellte sich ganz klar auf die Seite der Anwohner und sagte gegenüber dem NK: "Wir warten ebenfalls auf das Ergebnis der Prüfung durch die Verwaltung und die anschließende Entscheidung im Stadtrat. Aber das Biotop am Weinsheimer See muss erhalten werden." Weiter führte er aus, dass er beabsichtige eine Ministerin zu diesem Thame an den Weinsheimer See zu holen und ihr die Problematik zu erläutern. "Wir werden den Sachverhalt, wenn nötig, in den Landtag tragen", so Kurt Lauer. Abschließend merkte er an, dass im Wormser Stadtrat die Innen- vor der Außenbebauung beschlossen worden sei. Ein Grundsatz in der Stadtentwicklung, der besagt, dass zuerst innerstädtische Flächen erschlossen werden sollen, bevor man im Umland mit Grundstücke zur Bebaung frei gibt.
 

(Quelle: Nibelungenkurier)