Nibelungen Kurier 10.01.07

Biotop „Am See“ sollte zerstört werden
NABU und Bündnis 90/Die Grünen verurteilen illegalen Eingriff /

„Zersiedelung der Landschaft stoppen“

 

Vertreter von NABU und Bündnis 90 / Die Grünen im Gespräch mit den engagierten Anwohnern. Sie konnten Am See in Weinsheim die Zerstörung des gewachsenen Biotops stoppen. Von rechts nach links: Udo Christiansen (NABU), Matthias Bösl (NABU), Kurt Lauer (GRÜNE), Herta Egli (GRÜNE), Bodo Ernst, Ralf Ruff (GRÜNE), Ingrid Stühler, Hans-Jürgen Stumperl, Dr. Jürgen Streib. Foto: privat
 

Nach dem Wunsch von Eigentümern und Investoren soll ein weiteres Baugebiet „Am See“ in Weinsheim erschlossen werden. Dem Bauausschuss liegen bereits Entwürfe vor, die neben einer Bebauung auch den Erhalt eines gewachsenen Biotops vorsehen. Offensichtlich sei dies nicht im Interesse eines der Eigentümer, eines Architekten aus Worms, denn zwei Tage vor Weihnachten veranlasste er die Fällung von Bäumen. Eine Zerstörung der Baum- und
Heckenlandschaft konnte nur durch das massive Einschreiten engagierter Anwohner, allen voran Bodo Ernst, verhindert werden. Weitere Eingriffe wurden von dem herbeigerufenen Umweltamtsleiter und der Polizei untersagt. Um sich ein Bild von der illegalen Aktion zu machen, waren Bündnis 90 / Die Grünen und der NABU Worms vor Ort.

Matthias Bösl, Vorsitzender des NABU, geht davon aus, dass der Zeitpunkt so kurz vor Weihnachten bewusst gewählt wurde, wohlwissend, dass sich die Verwaltung schon in den Weihnachtsurlaub verabschiedet hatte. Und er sieht erschreckende Parallelen zur Vorgehensweise auf dem Gelände des Fachmarktzentrums. Dort würde bereits gerodet, bevor Flora und Fauna untersucht und aufgenommen werden konnten.

NABU-Pressesprecher Udo Christiansen wies auf die Bedeutung des Biotops hin, das inmitten einer ausgeräumten Landschaft als besonders wertvoll angesehen wird und in dem zahlreiche Vogelarten vorkommen.

Für den Grünen Fraktionsvorsitzenden Kurt Lauer stehen hier massive private und finanziellen Interessen im Vordergrund. Dennoch ist er von der Skrupellosigkeit der Vorgehensweise überrascht. Ganz offensichtlich sollten in dem als schützenswert eingestuften Biotop mit der Kettensäge Tatsachen geschaffen werden.

Herta Egli, für die Grünen im Bauausschuss, bezweifelt die Notwendigkeit weiterer Baugebiete und weist auf die demografische Entwicklung hin: „Wir bauen immer mehr, aber wir werden immer weniger“. Außerdem sei es sinnvoller vorhandene Baulücken zu schließen, um eine weitere Zersiedlung der Landschaft zu stoppen.

Ebenfalls mit Blick auf die Bevölkerungsentwicklung weist Lauer darauf hin, dass weitere Baugebiete im Außenbereich langfristig zu einer Verödung der Innenstadt führen, aber dennoch die gesamte Infrastruktur
unterhalten werden muss. Lauer und Egli wollen den Vorfall nicht auf sich beruhen lassen und kündigen weitere Initiativen im Stadtrat und den Ausschüssen an.

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Quelle: Nibelungen Kurier 10.01.2007